Newsletter Nr. 9/2023 – Schaffen wir den Klimawandel?
Die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral sein. Das gibt das Klimaschutz-Gesetz vor, welches die Schweizer Stimmbevölkerung am 18. Juni 2023 angenommen hat. Die Betriebe müssen ihre Produktion so umstellen, dass sie netto keine Treibhausgase mehr ausstossen. Das bedeutet, dass sich Unternehmen in den nächsten 27 Jahren vollständig dekarbonisieren oder einen verbleibenden Rest durch Kohlendioxid-Speichertechnologien kompensieren müssen,
Ob das gelingt, ist ungewiss, aus technischen oder gesellschaftlichen Gründen. Einerseits sind Öl und Gas weitestgehend durch erneuerbare Energie zu ersetzen, was geradezu unmöglich erscheint. Vor allem aber bauen die meisten grossen Ölförderländer ihre Produktion immer noch aus, anstatt sie zu drosseln. Anderseits stellen wir auch in der Schweiz fest, dass die Gesellschaft zwar den Klimaschutzzielen zustimmt, in der Praxis aber die hehren Versprechungen noch kaum umgesetzt werden. Die Ferienfliegerei boomt wie vor der Pandemie.
Häufig gehörtes Argument für die Passivität ist der Verweis darauf, die kleine Schweiz mit ihrem CO2- Anteil von 0.1% könne die Welt ohnehin nicht retten. Entscheidend ist jedoch nicht der CO2-Ausstoss pro Land, sondern pro Kopf der Bevölkerung, da sich ja alle Nationen gleichermassen gegen die Erderwärmung engagieren müssen. Die Schweiz lagert wie viele andere westliche Länder einen Grossteil ihre CO₂-Emissionen ins Ausland aus; sie importiert rund dreimal mehr CO₂-Emissionen als sie produziert, und weist einen überdurchschnittlich hohen Pro-Kopf-Ausstoss auf.
Weltklimakonferenz in Dubai ohne nennenswerte Resultate
Am 13. Dezember ist in Dubai die 28. Weltklimakonferenz zu Ende gegangen. Die Resultate sind dürftig und ungenügend. Wesentlichstes Resultat ist eine Erklärung, man wolle künftig «zum Übergang der Energiesysteme weg von den fossilen Brennstoffen beitragen» Konkrete Massnahmen oder Finanzmittel, die zu diesem Zweck eingesetzt werden sollten, fehlen.
Kipppunkte werden schon jetzt überschritten
Der UNO-Klimachef Simon Stiell erklärte warnend, in der aktuellen Situation steuere die Welt auf 3 Grad Erwärmung zu, also das doppelte der Versprechungen der Pariser Klimakonferenz von 2015.
200 Klimawissenschafter haben deshalb schon mehrfach gewarnt, die Pariser Ziele würden nicht erreicht. Sie haben fünf sogenannte «Kipppunkte» definiert, die den Planeten drastisch verändern könnten. Schon jetzt seien manche Ökosysteme unumkehrbar aus dem Gleichgewicht geraten.
Zu den Kippunkten gehören:
Einige Folgen dieser Entwicklung:
Wenn der Eispanzer in Grönland schmilzt, droht ein Anstieg des Meeresspiegels von sieben Metern.
Beim Auftauen des Permafrostes zersetzt sich die Biomasse im Boden und grosse Mengen von giftigem Methan werden freigesetzt
Der Weltklimarat schätzt, dass nur schon bei der Erwärmung um 1.5 Grad noch 10 bis 30 Prozent der Korallenriffe überleben, was wiederum die Nahrungsmittelversorgung von mehr als einer halben Milliarde Menschen bedroht.
Wird der Amazonas-Regenwald zu stark abgeholzt, wird der Wald zur Savanne, was Verlust von Pflanzen- und Tierarten, regionale Klimaveränderungen, Waldbrände und Freisetzung von viel CO2 zur Folge hat.
Kipppunkte können andere Kippunkte destabilisieren, was Domino-Effekte auslöst.
Weitere Folgen können sein: Hitzewellen, Dürren, sich verschiebende Regenzeiten und extreme Wetterereignissen wie Starkregen oder Sturm. Sie gefährden die
Ernährungslage und ganze Landstriche könnten unbewohnbar werden.
Diese Szenarien sind bedrohlich für die ganze Menschheit. Der Weltklimarat rapportiert regelmässig über die neuen Entwicklungen und diese sind überwiegend negativ. Wir lassen es momentan zu, dass die Welt für unsere Kinder und Enkel immer bedrohlicher wird.
Das müsste aber nicht so sein. Es gibt Szenarien und Entwicklungen, die den Klimawandel bremsen können. Dazu gehört die ultimative Abkehr von der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Fotovoltaik und Windstrom können dagegenhalten. CO2 kann im Boden versenkt werden, Aufforstungen reduzieren die Treibhausgase. Moderne Technologien reduzieren den Energiebedarf, beim Strom und der Dekarbonisierung.
Wir sind der Entwicklung nicht schutzlos ausgeliefert. Wir können uns als Private und Einzelpersonen richtig verhalten.
Der Klimaverein Gossau empfiehlt als quasi «Privatstrategie»:
Wir haben im ablaufenden Jahr versucht, einen Klimawissenschafter zu einem Vortrag über den Klimawandel einzuladen. Leider haben alle Angefragten wegen Überlastung abgesagt. Wir werden im neuen Jahr wieder einen Anlauf nehmen.
Wir empfehlen Ihnen deshalb, einen der besten Vorträge mit gut verständlichen Grafiken zum Thema zu verfolgen.
Georg Feulner: "Der anthropogene Klimawandel": Grundlagen, Gefahren und Gegenmassnahmen | Link zum Vortrag
Wir haben Ihnen zur besseren Sichtbarkeit die Folien als pdf-ausgedruckt
Sie können im Video den englischen Kommentar ein- und ausschalten mit einem Symbol unter dem Video..